Genaugenommen begann die Sache im Winter 1968 und sie hatte mit Segeln und Surfen überhaupt nichts zu tun. Die Urlaubsplaner von Neckermann + Reisen waren auf der Suche nach Neuheiten auf die Idee gekommen, eine firmeneigene Skischule zu gründen. Das neue Angebot fand auf Anhieb so starken Zuspruch, daß man nun auch für den Sommer nach Möglichkeiten suchte, die Idee vom Sport im Urlaub zu verwirklichen. Da traf es sich gut, daß mit Sohn Peter Neckermann und Geschäftsführer Rolf Pagnia in der Firmenspitze des Reiseunternehmens begeisterte Segler saßen. Sie heuerten mit dem erfolgreichen und in Seglerkreisen bekannten Starbootsegler UIi Hübner gleich einen echten Profi an und ließen sich von ihm ein Konzept entwerfen, das sich als höchst erfolgreich erweisen sollte: Der Grundgedanke war, in besonders windgünstigen Gutwetter-Küstenregionen Segelstationen zu schaffen, in denen Einsteiger in diesen Sport genauso wie erfahrene Segler die ganze Faszination des Segelsports unter optimalen Bedingungen erleben können sollten - ohne konventionelle Zwänge in lockerer, urlaubsangepasster Atmosphäre und trotzdem mit verantwortungsbewußter Ausbildung.
Gottfried und Uli Hübner, Mann der ersten Stunde
Auf der Suche nach Standorten entdeckte man unter anderem ein Revier, wie man es sich besser nicht hätte wünschen können: die Bucht von Pollensa. Nicht umsonst bezeichnete der berühmte englische Weltumsegler Sir Francis Chichester, wenig später Gast bei "Käpt'n" Uli Hübner in der Segelstation, die Bucht als eines der schönsten Segelreviere überhaupt. Nun, auch der Ort Puerto de Pollensa begeisterte die NUR-Urlaubsplaner, denn im Gegensatz zu vielen anderen Orten, die sich mit den damals entstehenden Hotelburgen zu großen Touristenzentren entwickelten, hatte sich der alte Fischerort seine ursprüngliche Atmosphäre, seinen Charme und Charakter bewahrt. Kein Wunder also, daß man genau hier dann am örtlichen Club Nautico eine NUR-Segelclub Station aufbaute.
Die Anfangsflotte
Im selben Frühjahr wollte Gottfried Möller auf Mallorca einfach nur mal Urlaub machen und Sonne tanken; nicht ahnend, wie schicksalhaft diese Reise für ihn werden sollte. Segeln war schon immer seine Leidenschaft gewesen, lag doch die Edertalsperre direkt vor seiner Haustür.
Während seiner Bundeswehrzeit hatte er nach Feierabend schon so manche Privat-Segelausbildungsstunde auf der eigenen 0-Jolle gegeben und sich dann anschließend den Wunsch erfüllt, bei einer Yachtschule am Steinhuder Meer für eine ganze Saison anzuheuern, um seine Segellehrer-Erfahrungen und damit auch sein Hobby weiter ausbauen zu können. Danach hatte der damals 23-jährige seine Ausbildung zum Druckfachmann wieder aufgenommen und sich an der Werbefachschule in Kassel eingeschrieben. Seine einmal eingeschlagene berufliche Richtung sollte natürlich fortgesetzt werden. Nun traf er hier in seinem Urlaub in Puerto de Pollensa unverhofft nicht nur auf ein Traumrevier, sondern lernte auch gleich Uli Hübner und seine gerade im Aufbau befindliche Segelstation kennen. Gerne ließ er sich anheuern, bei der Ausbildung der ersten Segelgäste mitzuhelfen. Schon bald war er von "Käpt'n Uli", dessen unkonventionellem Segelclub-Stil und der Idee des "Happy Sailing" so begeistert, daß er nur wenige Wochen später mit Sack und Pack nach Mallorca umsidelte und sein Hobby endgültig zum Beruf machte.
Die erweiterte Flotte
Die anfangs noch bescheidene Flotte der vier 470er-Jollen (mit Holzmast), einer französischen Caravelle, drei kleinen 6m-Kielkreuzer und dem 7m-Flaggschiff "Super Mistral" mußte schnellstens aufgestockt werden. Aus der Not heraus entwickelte man selbst eine Übungsjolle, ließ sie bei einer einheimischen Werft bauen — und damit war eine der erfolgreichsten Schulungsjollen geboren, die "GALEON". Mit der 13m-Yacht "Mariano" und Skipper Roland begann im zweiten Jahr schon die Aera der Törnsegelei.
Hagen Westphal
Unvergessen für alle Langstrecken-Törnler dann später "Käpt'n Tscha Tscha Tscha", Hagen Westphal, der mit den Flaggschiffen "Happy One" bis "Happy Six" in die Clubgeschichte eingegangen ist. Aber auch die Gleitjollensegler sollten zu ihrem Recht kommen: fünf neue 470er lockten dann 1974 sogar die Nationalmannschaft des deutschen Seglerverbandes nach Mallorca, um sich hier für Olympia fit zu machen. Puerto de Pollensa wurde zum In-Treffpunkt" für Segler und auch von Segelstars wie Bernie Beilken und Willi Kuhweide gern besucht. Die Schule entwickelte sich zur Vorzeigestation der NUR-Segelclubs.
Aber nicht nur die Flotte und die Anzahl der Segellehrer wuchs, auch das Programm wurde ständig weiter ausgebaut So hielt denn auch der Surfsport schon 1974 Einzug in Pollensa. Bei allem achtete man von Anfang an besonders auf Professionalität. Die Ausbildung erfolgte strikt nach den Richtlinien des Deutschen Segler Verbandes und zu den Segelschein-Prüfungen wurden regelmäßig unabhängige Prüfer des DSV eingeflogen.
Vor dem Daina
Da Initiator Uli Hübner als Geschäftsführer der inzwischen mit der NUR gegründeten Firma "Happy Sailing Wassersportschulen" viel unterwegs war, übernahm bald Gottfried die Führung der Station. Unterstützt wurde er dabei zunehmend von seiner Ehefrau Gisella, die 1973 während einer Urlaubsreise eben nicht nur die landschaftlichen Schönheiten Mallorcas kennen- und liebengelernt hatte...! 1975 läuteten die Hochzeitsglocken.
Mitte der 80er-Jahre schüttelte eine Krise das Mutter-Unternehmen Neckermann so heftig, daß sich die "Happy Sailing Wassersportschulen" mit Uli Hübner auf eigene Beine stellen mußte. Der allgemeine Rückgang in der Wassersportbranche machte sich in den Folgejahren auch hier bemerkbar und es zeichnete sich ab, daß neue Wege gesucht werden mußten. So kam es, daß 1988 Stationsleiter Gottfried die Segelschule in Eigenregie übernahm und dann zusammen mit dem Mallorquiner Felipe Bellini, Inhaber der lokalen Surfschule, die heutige Station SAIL & SURF POLLENSA gründete. Im selben Jahr wurde durch den Umbau des Hafens auch ein erneuter Standortwechsel notwendig. Da paßte es gut, daß am neu aufgeschütteten Strand "La Gola", wo die Surfer schon seit einiger Zeit ihren Standort hatten, eine große Mole gebaut wurde, die optimale Liegeplätze für die Galeonen und Kielkreuzer bot. Der dazugehörige Strand war außerdem wie geschaffen für die Flotte der 470er und Laser, sowie für die immer mehr im Trend liegenden Hobie Cats. Nun waren auch die Surfer nicht mehr im Abseits und es entstand ein richtiges Segel- und Surfzentrum. Im neuen schuleigenen Clubhaus - genau gegenüber der Station gelegen — entstanden Unterrichtsräume, ein eigenes Buchungsbüro, das Bistro mit gemütlicher Bar (in der Anfangszeit liebevoll als "Cafe Chaos" bezeichnet) und dazu clubeigene Ferienappartements.
Kronprinz Felipe - zu Besuch im Club Nautico - mit Gottfried
Mit neuem Schwung wurde jetzt die systematische Erneuerung und Ergänzung des etwas in die Jahre gekommenen Bootsparks in Angriff genommen. Das bedeutete neuen Rückenwind. SAIL & SURF wurde zum festen Begriff für Segel- und Surfurlaub.
Nach dem Motto: “Urlaub ohne schönes Wohnen ist wie Segeln ohne Wind!” wurde von Gisella schon früh ein eigenes Wohnambiente geschaffen, das speziell den Wünschen der Segel- und Surfgäste entspricht, sei es mit Blick aufs Meer im Can Toni, den Apartments im Clubhaus oder der Clubanlage im Grünen direkt um die Ecke gelegen.
Inzwischen nutzen Segelschulverbände und Partnerschulen die Station eben so gern als Trainingszentrum wie Regattasegler. So ist über die Jahre ein modernes Segel- und Surfzentrum mit viel persönlicher Atmosphäre entstanden.
Annika und Gottfried Möller
2004 hat Annika, Tochter von Gottfried und Gisella, die Anteile von Felipe gekauft. Sie ist nicht nur von Kindesbeinen an in das Metier hereingewachsen, sondern bringt durch ihre Studien des Schiffsingenieurswesen und der Betriebswirtschaftslehre alle Voraussetzungen mit, Sail & Surf Pollensa in eine rosige Zukunft zu führen. In der Zwischenzeit hat sie das Steuer fest in der Hand.